Vorwort

Seit vielen Jahren befinden sich weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Über die Flüchtlingsströme erfahren wir fast alles über die mediale Berichterstattung, die unsere Wahrnehmung und unsere Meinungen ebenso prägen und beeinflussen wie die politischen und gesellschaftlich relevanten Entscheidungen der Staaten und Gesellschaften. Vieles erleben wir im besonderen Maße seit Mitte des Jahres 2015. Seit dieser Zeit nehmen wir in Deutschland  vermehrt Flüchtlinge auf. Wir übernehmen damit für diese Menschen, die vor Hunger, Armut und Krieg auf der Flucht sind, bei uns Asyl gewähren zu können, eine große Verantwortung. Unter diesen Flüchtlingen sind auch Tausende von Kindern und Jugendlichen, die ohne Eltern und Verwandte in unserem Land angekommen sind, die uns auch in großer Zahl noch nicht einmal bekannt und registriert sind und unbekannt in den verschiedenen Regionen unseres Landes verweilen. Die Gesellschaft muss den unbegleiteten minderjährigen Ausländern einen besonderen Schutz gewähren. Jugendämter, Bildungseinrichtungen und die Gesellschaft stellen sich dieser Aufgabe. Bildung hat dabei eine Schlüsselfunktion, denn Bildung verstärkt die Integration.
Die Angriffe auf Flüchtlinge haben im vergangenen Jahr in Hessen drastisch zugenommen. Landesregierung und Opposition sprechen von einer alarmierenden Entwicklung.
Als das Innenministerium Anfang des Jahres 2016 seine Jahresbilanz 2015 über Angriffe auf Flüchtlinge vorlegte, ging vor dem Amtsgericht in Frankfurt der Prozess gegen einen 21-Jährigen dem Ende entgegen. Der junge Mann hatte Schüsse auf eine Asylunterkunft in Hofheim (Main-Taunus) abgefeuert. Die Tat ist eine von insgesamt 67 Übergriffen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsheime im vergangenen Jahr. Nach sieben registrierten Vorfällen 2014 stieg die Zahl nach Angaben des Innenministeriums damit 2015 um fast das Zehnfache.
Die Geschehnisse im Juli 2016, vor allem die Gewaltattacken von Würzburg, München, Reutlingen und Ansbach, rufen in der Gesellschaft eine Verunsicherung hervor und wir fragen uns, was in der Behandlung der Flüchtlingsfrage alles richtig und falsch gewesen sein könnte. In den Schlussfolgerungen darauf darf dies jedoch nicht dazu führen, dass die Fundamente des Asylrechts und die Integrationsbemühungen zum Einsturz kommen.

 

Einführung

Dieses Grundlagenpapier widmet sich der weitreichenden Frage, wie weit es möglich ist, unbegleiteten minderjährigen Ausländern durch die Beschulung Möglichkeiten der Integration zu eröffnen. Im Besonderen werden Grundlagen dargestellt, die sich mit dem Verhältnis der Beschulung im Sinne des Erlernens der deutschen Sprache und der Mediennutzung der unbegleiteten minderjährigen Ausländer befassen, denn mit und über Medien können diese Kinder und Jugendlichen ihre und unsere, also ihre neue Welt, besser begreifen lernen.

Gliederung
Fluchtmigration und Medien

Was wir über Gesellschaften, Krieg und Flucht und wie wir von der Gewalt eingeholt worden sind
Die mediale Berichterstattung zwischen Willkommenskultur und Fremdenfeindlichkeit
Die Verunsicherung durch die Gewaltattacken von Würzburg am 18.7., München am 22.7., Reutlingen am 24.7. und Ansbach am 24.7.2016

Medien sind kein Privileg der reichen Gesellschaften
Die Bedeutung von Telekommunikation und Medien in reichen, armen und krisengerüttelten Ländern und für Menschen auf der Flucht

Unbegleitete minderjährige Ausländer in Hessen
Inobhutnahme, Beschulung und Integration

Bildungsangebote
Lernen über Migration, mit Migranten,
Lehr- und Lerninhalte für Migranten
medienspezifische Materialien

Die Bedeutung des Jugendmedienschutzes und die Relevanz von Medienkompetenz bei der Beschulung
Aufklärung und Prävention
Schutz geben und Pflichten einfordern
Traumata-Bewältigung

Unterrichtsansätze und Konzepte
Mit und ohne Medien lehren und lernen
Relevante Medientools

Übersicht über grundlegende Unterrichtsreihen und Unterrichtsthemen in der Beschulung von Intensiv- und InteA-Klassen

Unterrichtsreihen und Unterrichtsthemen zu den Aspekten „Medienkompetenz und Jugendmedienschutz“

Anhang zu den Unterrichtsanregungen

 

Was wir über Gesellschaften, Krieg und Flucht erfahren und wie wir von der Gewalt eingeholt worden sind
Die mediale Berichterstattung zwischen Willkommenskultur und Fremdenfeindlichkeit

Betrachten wir nur einmal die mediale Berichterstattung über die weltweite Flüchtlingsbewegung der vergangenen Monate, so erkennen wir dort eine Vielfältigkeit von journalistischen und politischen Positionen. Dem Journalismus wird sogar in letzter Zeit vorgeworfen, nur einseitig zu informieren.

Die Flüchtlingsbewegungen und die Folgen für die Menschen  haben sich im Jahr 2016 durch die unterschiedlichen politischen Regierungsentscheidungen vornehmlich für die Menschen, die auf der Flucht sind, verändert und zu Verunsicherungen geführt.
Die journalistische Berichterstattung und die Reaktionen auf die Flüchtlingsbewegungen in den Sozialen Netzwerken bewegen sich zwischen Verständnis und Hass. Beispiele kennen wir zu Genüge.

Beispiele
1. “Warum wird in den Medien nur einseitig über Flüchtlinge berichtet?“ – www.mdr.de
2. „Dauerbrenner: Flüchtlinge und Smartphones“ – https://www.dobschat.de/dauerbrenner-fluechtlinge-und-smartphones/

3. „Exzesse der Engstirnigkeit“, Spiegel Online, 22.11.2015

4. „Fremdenhass auf Facebook 25. Juli 2015 10:31 Uhr Porsche kündigt Azubi wegen Hetz-Kommentar

5. „Die gängigsten Vorurteile gegen Flüchtlinge“, heute.at, 9.6.2015

Die Gesellschaft muss sich gegen Hass, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Neid wehren, die als solche nicht nur in der Medienberichterstattung auftauchen, sie muss sich auch wehren gegen die handgreiflichen Übergriffe gegen Flüchtlinge, gegen Brandstiftungen von Flüchtlingsunterkünften, ebenso auch gegen die kriminellen Delikte, die von Migranten und durch kriminelle Banden begangen werden.

Beispiele
“Warum sollte ich diejenigen als Menschen achten, die nur hierher kommen, um sich durchfüttern zu lassen?“
„Warum hantieren Flüchtlinge mit Smartphones?“ konnte man den Medien oft entnehmen.
Auf die Entfernung erkennen diese Neider nicht, dass es sich bei den Geräten meist um gebrauchte und eigens für die Märkte ärmerer Länder produzierte, technisch deutlich abgespeckte Geräte handelt.

Die Verunsicherung durch die Gewaltattacken von Würzburg am 18.7., München am 22.7., Reutlingen am 24.7., Ansbach am 24.7.2016 und dem Terroranschlag von Berlin am 19.12.2016

Im Laufe des Einsatzes gegen den Amokläufer in München witterte ein sächsischer Politiker: “Ich bin in München. Das muss der Wendepunkt sein: Die Willkommenskultur ist tödlich. Es geht um unser Land!“
Vor allem die Politik und die mediale Berichterstattung verunsicherten die Menschen in unserem Land hinsichtlich der Frage, wie sicher wir in unserem Land leben können. Die gibt es übrigens nicht. Wir sind keine Gesellschaft des absoluten Glücks, unsere Entwicklung und Zukunft ist nicht vollständig kontrollierbar.
Für Verunsicherung sorgen in solch einer akuten Situation wie der in München die übereiligen Verbindungen zum IS-Terrorismus oder zu Gefahren von Killerspielen im Internet und der Irrglaube verbreitet wird, mehr Polizisten und Killerspielverbote könnten Taten wie die in München verhindern.
Was wir brauchen ist sicherlich mehr staatliche Sicherheit, wir brauchen mehr polizeiliches Sicherheitspersonal und -ausstattung, mehr Psychologen, mehr Sozialarbeiter und mehr Hilfe.
Was wir nicht brauchen sind voreilige Schlüsse, die dazu führen könnten, denen in die Hand zu spielen, die gefährliche Stimmungen anheizen und Flüchtlinge stigmatisieren. Nach dem Anschlag von Würzburg fand Bundesinnenminister de Maizière übrigens die richtigen Worte, als er gegenüber Flüchtlingshelfern sagte: „Wir brauchen sie gerade jetzt mehr denn je“.

Das Fluchtsmartphone
Telekommunikation und Medien wie das Smartphone sind nicht das Privileg der reicheren Gesellschaften. Für uns und unsere Kinder ist das Smartphone eine Selbstverständlichkeit und deren Nutzung Teil unseres Alltags. Für Menschen in armen Ländern wird es in den letzten Jahren zur wirtschaftlichen Dringlichkeit. Der Ausbau der Teekommunikationsnetze beispielsweise in Afrika ist wichtig für die dortige wirtschaftliche Entwicklung. Für Menschen auf der Flucht vor Armut und Krieg in all seinen Formen und Ausprägungen ist das Smartphone und die Nutzung des Internets ebenso eine Notwendigkeit wie für uns der Telekommunikationszugang eine Selbstverständlichkeit ist.
Man muss nachfragen, welche Funktion und Bedeutung das Smartphone für den jeweiligen Nutzer hat. In Deutschland prägt ein spielerischer Gebrauch das Bild: Selfies, Zocken, Chatten. Das Smartphone ist hier ein Luxusartikel, den man sich leisten kann, wenn man bereits alles andere hat, oder, umgekehrt, dem man sich sogar absichtlich verweigert.
In vielen anderen Ländern und Gesellschaften der Welt verhält es sich anders. Smartphones stehen dort nicht zusätzlich zu Festnetztelefon, Fax und funktionierender Briefpost zur Verfügung, sondern sie stehen stattdessen.
Ohne Smartphone hätten viele Fluchtmigranten ihre Flucht nicht geschafft, denn damit liefern sie auch Nachrichten nach Hause, sie können mit der Familie kommunizieren und können ein Bild abgeben über die eigene Fluchtbewegung. Dies sollte man bei Kindern und Jugendlichen, die sich nun offensichtlich zu Tausenden nach der gelungenen Flucht in Deutschland bewegen, nicht unterschätzen.
Für Flüchtlinge schließlich erscheint ein Smartphone unentbehrlich in einem existenziellen Sinne. Ohne Smartphone ist die ohnehin mit immensen Gefahren behaftete wochen- und monatelange Flucht nahezu unmöglich.
Es dient dazu, Informationen über Fluchtrouten, Grenz- und Polizeikontrollen zu erhalten, Schleuser zu finden und deren Anweisungen zu empfangen, Geldtransfers zu bewerkstelligen, sich mittels GPS zurecht zu finden und Texte zu übersetzen. Neben den Papieren ist das Smartphone für viele Flüchtlinge ein wertvolles Eigentum. Ihnen ist vielmehr nur dank ihres Smartphones die komplizierte und gefährliche Flucht gelungen.
Niemand kommt zum Spaß hierher. Kriegsflüchtlinge sowie politisch oder religiös verfolgte Menschen besaßen vor der jeweiligen Bedrohung in ihrer Heimat fast immer Wohnungen oder Häuser, hatten häufig eine feste Arbeit, verfügten vielleicht auch über ein Auto. Sie nehmen nicht deshalb den lebensbedrohlichen Weg auf sich, weil sie vom Lebensstandard träumen, den deutsche Sozialleistungen versprechen, sondern weil sie keine andere Wahl haben.
Umso ausführlicher die hier angekommenen Flüchtlinge von ihren Erfahrungen in Deutschlands Asylunterkünften und Asylverfahren berichten, desto eher kristallisiert sich bei ihren Gesprächspartnern ein realistisches Bild heraus und erreicht auch deren Freunde, Familien und Bekannte. Es ist also nicht nur leicht und gut verständlich, dass die bei uns Hilfe suchenden Menschen Smartphones besitzen und benutzen. Es ist auch im allseitigen Interesse.

Fluchtmigration und Beschulung unbegleiteter minderjähriger Ausländer in Hessen

Es handelt sich dabei um Kinder und Jugendliche, die ohne Sorgenberechtigte hier einreisen und im Regelfall um Asyl nachsuchen.„Wenn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umA) auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland anstranden, so rankt sich eine Vielzahl von rechtlichen Problemen um deren hiesigen Aufenthalt. Unter anderem sind Fragen der Regelung des Personensorgerechtes, der jugendhilferechtlichen Versorgung sowie der tatsächlichen Unterbringung mit der entsprechenden Kostentragung virulent. …
Unmittelbar nach seiner Einreise durchläuft der junge Mensch zunächst eine Phase der Erstunterbringung bzw. Klärung im Rahmen eines Clearingverfahrens, welches i.d.R. durch das Jugendamt Frankfurt oder das Jugendamt Gießen – je nach Einreiseort – gestaltet und begleitet wird, für „Selbstmelder“ in anderen Gebietskörperschaften aber auch dort für die Jugendämter verbindlich ist (siehe Clearingerlass vom 17. Juni 2008). …

Das asyl- und aufenthaltsrechtliche Verfahren
In Hessen wird für die große Mehrheit der umA ein Asylantrag gestellt. Aufgrund der Schwierigkeit der Materie, der komplizierten Verfahrensabläufe und der unterschiedlichen Rechtsprechung wurde vom zuständigen Familiengericht ein versierter Rechtsbeistand als Ergänzungspfleger (oder auch Mitvormund) für diesen Wirkungskreis bestimmt. Die Dauer der Asylverfahren lassen sich nicht vorhersehen und sind unterschiedlich lang. …

Sprach- und Orientierungskurse / Beschulung
Bereits in den ersten Tagen werden Sprach- und Orientierungskurse angeboten. Auch die Frage der Beschulung steht im Raum, wobei dem Grunde nach eine Beschulung erst am Ort der Anschlussunterbringung erfolgt. …

Beendigung der Inobhutnahme / Anschlussunterbringung
Nach der ca. dreimonatigen Clearingphase wird die Inobhutnahme formell beendet. Im Regelfall erfolgt die Unterbringung in einer geeigneten Jugendhilfeeinrichtung und es wird die Hilfe zur Erziehung eingeleitet. In Hessen gibt es eine spezielle umA-Quote, die von den Gebietskörperschaften erfüllt werden muss. Hierbei soll den pädagogischen Erfordernissen im Einzelfall Rechnung getragen werden, wobei in Hessen auf eine gewachsene, zum Teil hochspezialisierte, Einrichtungsstruktur zurückgegriffen werden kann.“
Quelle: Anita Hebenstreit, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration
Weitere Hinweise sind den folgenden Quellen zu entnehmen:
Handlungsempfehlungen zum Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter,
Rechtliche Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, Thomas Berthold / Niels Espenhorst Bundesfachverband UMF (Bundesfachverband Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V.
Im November 2015 trat das Bundesgesetz zur Verbesserung der Unterbringung, Versorgung und Betreuung ausländischer Kinder in Kraft.

(Das) … „Bundesgesetz (wurde) in Hessen im Wege einer Übergangsregelung durch eine Vereinbarung mit den Kommunalen Spitzenverbänden Hessischer Städtetag sowie Hessischer Landkreistag und mit einem notwendigen Erlass zu den Kostenregelungen umgesetzt. „Ich danke den Kommunalen Spitzenverbänden für ihre Flexibilität und den konstruktiven Geist, in dem wir zu dieser wichtigen Vereinbarung gekommen sind. Damit ist die Verteilung der unbegleiteten minderjährigen Ausländer in Hessen sowie die Kostenfrage klar geregelt, … In der ersten Jahreshälfte 2016 soll eine gesetzliche Ermächtigungsgrundlage sowie eine darauf fußende Verordnung oder ein Ausführungsgesetz für das Land Hessen umgesetzt werden.“
Quelle: Pressestelle des Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, 6.11.2015

Schulangebote für unbegleitete minderjährige Ausländer und junge Erwachsene in Hessen

Das hessische Kultusministerium hat im November 2015 ein Maßnahmenpaket zur Integration von Flüchtlingen unter der Zielsetzung „Bildung schafft Chancen – für eine erfolgreiche Zukunft“ vorgelegt.
Für den Schulbereich werden rund 800 Stellen zusätzlich geschaffen werden. Diese stehen für die Unterrichtsversorgung an Grundschulen, weiterführenden Schulen, beruflichen Schulen und Schulen für Erwachsene zur Verfügung.
„Im laufenden Schuljahr gibt es schon jetzt 465 Intensivklassen für die Sprachförderung an allgemeinbildenden Schulen (DaZ) und 160 Lerngruppen an beruflichen Schulen im Rahmen des Programms „Integration und Abschluss“ (InteA). Die Zahl der Klassen werde ebenso wie die dafür notwendige Unterrichtsversorgung kontinuierlich an die durch Flüchtlinge weiter steigenden Schülerzahlen angepasst, … Im kommenden Jahr würden mindestens 2000 Stellen in der Sprachförderung zur Verfügung stehen. Zum 1. November hatte Hessen in diesem Bereich 1374 Stellen bereitgestellt. Allein seit Schuljahresbeginn Anfang September waren noch einmal knapp 100 Stellen hinzugekommen. … Für junge Erwachsene bis 21 Jahre wird an beruflichen Schulen und Schulen für Erwachsene ein ergänzendes Angebot der Beschulung geschaffen. Das Hessische Kultusministerium finanziert damit 3000 zusätzliche Plätze im Rahmen von InteA für junge Erwachsene bis 20 Jahre. Wie bereits in der bestehenden Flexibilisierungsregelung wird die Klassengröße bei max. 20 Schülerinnen und Schülern liegen. Darüber hinaus werden bis zu 1.500 Plätze zur Sprachförderung von Erwachsenen im Alter von 20 Jahren an den Schulen für Erwachsene geschaffen. Die Klassengröße soll bei max. 24 Schülerinnen und Schülern liegen.“
Die Fort- und Weiterbildung qualifizierter Lehrkräfte zur Abdeckung der Bildungsmaßnahmen soll ebenfalls intensiviert werden wie die Herbeiführen zusätzlicher Stellen in der Schulpsychologie.
Quelle: Pressestelle des Hessisches Kultusministerium, 19.11.2015

Momentan ergibt sich folgender Stand (August 2016):
Es bestehen ca. 900 Intensivklassen  und ca. 350 IntA-Klassen. In diesem Jahr sind noch abhängig von den sich entwickelnden Flüchtlingszahlen 800 zusätzliche Stellen für Lehrkräfte bei ca. 15000 zu beschulende Kinder und Jugendliche eingeplant. Für 2017 sind für DaZ-Beschulung ca. 1100 zusätzliche Lehrerstellen vorgesehen.

Bildungsangebote
Lehr- und Lerninhalte für Migranten
Lernen über Migration und mit Migranten
Medienspezifische Materialien

Fluchtmigration ist genauso wie Einwanderung und Auswanderung kein neuerliches Phänomen und Thema in der deutschen Geschichte. Im Anhang befinden sich mehrere Informationen zu diesen Themenbereichen.

Schulbuchverlage, Bildungsportale und Institutionen, die Flüchtlinge unterstützen, haben in der vergangenen Zeit eine Vielzahl von Materialien entwickelt und zur Verfügung gestellt, die vornehmlich erst einmal die grundlegenden Bildungskompetenzen zu unterstützen versuchen und von Schule verwendet werden kann.

Beispiele
Flucht und Asyl, UNHCR-Vertretung in Deutschland
Hessischer Aktionsplan zur Integration von Flüchtlingen und zur Bewahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, Landesregierung Hessen
Beschulung von Flüchtlingen, Bildungsportal des Landes Nordrhein-Westfalen,
Lernen über Migration und Menschenrechte, Netzwerk Migration in Europa e.V.
Trauma-Bilderbuch, Susanne Stein
Globales Lernen – Unterrichtsmaterialien, Misereor-Hilfswerk
Wegweiser Flüchtlinge, Didacta 2016
Unterricht für Flüchtlinge, Medienzentrum Wiesbaden

Webangebote und Apps zur Unterstützung der Integration von Flüchtlingen

Seit geraumer Zeit werden Apps für Flüchtlinge und freiwillige Helfer entwickelt. Das Smartphone ist das wichtigste Hilfsmittel für Menschen auf der Flucht. Programmierer entwickeln jetzt Apps, die gezielt auf ihre Bedürfnisse eingehen.
 Über WhatsApp oder Viber halten Menschen auf der Flucht Kontakt zu Familien und Freunden. Freiwillige Helfer wollen jetzt die zentrale Rolle des Smartphones für Flüchtlinge nutzen, um gezielter und wirksamer als bisher auf ihre Bedürfnisse einzugehen.

WhatsGerman
Deutsch lernen mit WhatsApp, wie geht das? Das geht mit „WhatsGerman“: Das ist ein Online-Deutschkurs, bei dem man jeden Tag eine Deutsch-Lektion per WhatsApp zugeschickt bekommt. Das Ziel von „WhatsGerman“ ist, Geflüchteten, die noch keinen Platz in einem Sprachkurs bekommen haben, dabei zu helfen, schon mal einen Einstieg in die deutsche Sprache zu bekommen. Hinter dieser Idee steckt eine Marketingagentur. Die sagt, dass sie den Kurs zusammen mit einem Syrer und einem Deutschlehrer entwickelt hat und, dass es sich dabei um ein Wohltätigkeitsprojekt handelt. Deutsch lernen per App, hat das denn überhaupt Sinn? Klar – „WhatsGerman“ ersetzt natürlich keinen richtigen Deutschkurs mit Lehrer. Aber für Flüchtlinge, die zum Beispiel auf so einen Kurs warten, kann der Dienst echt praktisch sein. Sie bekommen durch die kleinen Vokabelübungen einen relativ einfachen Einstieg in die Sprache. Außerdem geht das Ganze echt leicht, es ist kostenlos und du hast deine neu gelernten Vokabeln immer in der Hosentasche dabei.
Refugee Hackathon
Auf einem „Refugee Hackathon“ sollen Apps dafür entwickelt werden. Gefordert wird ein soziales Netz für Geflüchtete und Freiwillige. Bringt man Bedürfnisse von Flüchtlingen und die Hilfsangebote Freiwilliger auf einer intelligenten Plattform ins Internet, lassen sich die Nadelöhre umgehen und Direktverbindungen zwischen Bedürfnissen und Freiwilligen herstellen – in real time und ortsbezogen. Schon jetzt entsteht eine Vielzahl von Anwendungen, die aber meist auf bestimmte Regionen begrenzt sind.

Die Bedeutung des Jugendmedienschutzes und die Relevanz von Medienkompetenz bei der Beschulung

Aufklärung und Prävention
Schutz geben und Pflichten einfordern
Traumata-Bewältigung

Ansätze zur Umsetzung des Jugendmedienschutzes im Rahmen der Beschulung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern
Der Jugendmedienschutz setzt sich für Maßnahmen ein, die tangierend über die Sprachförderung hinaus und im Rahmen der Integration in den regulären Unterricht die Medienkompetenz der beschulten unbegleiteten minderjährigen Ausländern fördert.
Die Unterrichtung in Medienkompetenz erscheint erst dann sinnvoll, wenn die zu Unterrichtenden sprachlich in Deutsch als Zweitsprache gefestigt erscheinen.
 Da Medienkompetenz in den Kerncurricula als eine Grundkompetenz ausgewiesen ist, ist davon auszugehen, dass sich Schüler im regulären Unterricht während ihrer Schullaufbahn mit Medienkompetenzaspekten beschäftigt haben. Im Falle, dass ein beschulter unbegleiteter minderjähriger Ausländer in den regulären Unterricht einer höheren Jahrgangsstufe integriert wird, erscheinen Angebote in Form von Medienworkshops für diese Kinder und Jugendlichen sinnvoll. 

Entsprechende Fortbildungen für Lehrkräfte und Begleitungskräfte sind notwendig.

Traumata-Bewältigung
Es ist sicherlich nicht leicht, bei unbegleiteten minderjährigen Ausländern die Wirkung von traumatisierten Erlebnissen zu erkennen. Die Schule kann im Sinne einer traumpädagogischen Haltung Kinder und Jugendliche stabilisieren, therapieren kann Schule nicht leisten. In der Traumata-Bewältigung sind die Schulpsychologie und Kinder- und Jugendlichentherapeuten hinzuzuziehen.

Empfehlungen des Hessischen Kultusministeriums:
„Geflohene Kinder und Jugendliche bringen häufig noch größere Probleme mit in die Schule als fehlende Deutschkenntnisse. Hier ist großes Verständnis gefragt. Viele dieser Probleme können nicht von Ihnen gelöst werden. Sie sollten sich damit nicht überfordern und Ihre eigenen Grenzen wahrnehmen und berücksichtigen. Sie unterstützen die Schule bereits dann, wenn Sie die Probleme der Kinder und Jugendlichen erkennen und mit Ihren Ansprechpersonen in der Schule besprechen. Diese wissen, welche Expertinnen und Experten zum Beispiel bei Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten oder Traumata hinzugezogen werden können.“
(Quelle: HKM – Ehrenamtliches Engagement an Schulen, 2016)
Ich verweise hier auch auf das Angebot des Zentrums für Traumpädagogik in Hanau und auf die vielseitigen Stellen, die mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen arbeiten. Die Schulpsychologen und Schulpsychologinnen der Staatlichen Schulämter können sicherlich über die entsprechenden Ansprechpartner, Praxen für kinder- und Jugendlichentherapie und weiteren Institutionen genauere Auskunft geben.

Vernetzung und außerschulische Betreuung
Eine weitere Möglichkeit, unbegleitete minderjährige Ausländer in den Bereichen der Medienkompetenz und des Jugendmedienschutzes zu beschulen, liegt in der Vernetzung von Schule, den Jugendämtern und den Betreuern dieser Kinder und Jugendlichen außerhalb der schulischen Betreuung. Das HKM-Projekt Jugendmedienschutz kann darin eine kommende Aufgabe und Initiative sehen, die sie begleiten kann. In diesem Bereich können regionalbezogene Angebote auch die soziale Integration über die Schule hinaus fördern, denn unbegleitete minderjährige Kinder und Jugendliche wohnen vor allem in ländlichen Gebieten oft weit voneinander entfernt. In diesem Sinne sind auch andere soziale und kulturelle Integrationsmöglichen und -angebote zu verstehen (kulturell bezogene, künstlerische und andere Workshopangebote der Jugendhilfe und anderer Einrichtungen.

Jugendmedienschutz und Medienkompetenzaspekte
Vermittlung von Toleranz bei der Nutzung von Sozialen Netzwerken
Cybermobbing
Umgang mit den eigenen Daten, z.B. der Umgang mit dem eigenen Profil in Sozialen Netzwerken
Internetzugang, Umgang mit Suchmaschinen und Informationsbeschaffung
Smartphonenutzung und Smartphonetarife
Umgang mit Rassismus und Extremismus
Umgang mit dem deutschen Recht bezüglich Urheberrecht und Bildrechten
Risiken der Mediennutzung und Angebote mit problematischen Inhalten
Nützliche Links

Unterrichtliche Ansätze und Konzepte
Sprache ist ein grundlegender Schlüssel zur Integration.
Deutschunterricht ist somit auch eine Aufgabe aller Fächer, da Fachbegriffe und fachspezifische Sprache für Schülerinnen und Schüler oft nur schwer verständlich sind.
Die Integration der Kinder und Jugendlichen in der Gesellschaft hinsichtlich der sozialen Integration erfolgt in hohem Maße in de Schule. Das Erlernen der deutschen Sprache ist eine zentrale Aufgabe, damit sich Kinder und Jugendliche schnellstmöglich in ihrer Klasse und in ihrem Wohnumfeld zurechtfinden. Gleichzeitig gilt es, die neuen Schülerinnen und Schüler mit ihren mitgebrachten Sprachen und Kulturen wertzuschätzen.

Neben dem Erlernen der deutschen Sprache müssen von den unbegleiteten minderjährigen Ausländern auch andere Kulturtechniken erlernt werden. Durch die Digitalisierung der Gesellschaft und die globale Sprache der Medien erscheint der Einsatz von unterschiedlichen Unterrichtsmedien bei der Beschulung sinnvoll.
In der folgenden tabellarischen Übersicht erscheint eine Auflistung von medienrelevanten Unterrichtseinheiten, die lediglich einen Ausschnitt dessen wiedergeben, was seit einigen Jahren auf europäischen Bildungsportalen an Anstrengungen unternommen wurde. Diese betreffen grundsätzlich den Einsatz von Unterrichtsmedien hinsichtlich Deutsch als Zweitsprache, sie sollen auch aufzeigen, dass das Arbeiten mit und über Medien wichtige Aspekte zukünftiger Beschulung aller Kinder und Jugendlichen sind. Ziel dieses Grundlagenpapiers und der unten tabellarisch dargestellten unterrichtlichen Ansätze wird es sein, darauf aufbauend weitere konkrete und spezifische Unterrichtseinheiten hinsichtlich der Förderung der Medienkompetenz, der Medienbildung und der Bildung im Allgemeinen zu entwickeln, um die Integration unbegleiteter minderjähriger Ausländer in die Gesellschaft zu unterstützen. Dabei sind die vorhandenen Sprachbarrieren dieser Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen, Medienbildung ist jedoch für diese Kinder und Jugendlichen wichtig, um sich in der von digitalen Medien beherrschten Welt selbst, in der Kommunikation mit Gleichaltrigen und Erwachsenen und im sozialen Umfeld zurechtzufinden.

Übersicht über grundlegende Unterrichtsreihen und Unterrichtsthemen in der Beschulung von Intensiv- und InteA-Klassen

Jahrgang

Fach/ Inhalt

Methode/ Medien

1

Grundschule Kinder auf der Flucht siehe Unterrichtsskizze Misereor

2

Grundschule Unterrichtsmedien für die Grundschule siehe Unterrichtsmedien „grundschulmaterial.de“

3

Grundschule Mathematik Der Kleine Mathe Sprachführer, Cornelsen-Verlag

4

Alle Schulstufen Gesprächsleitfaden für ein Erstgespräch siehe Broschüre „Deutsch als Zweitsprache“

5

Alle Schulstufen Deutsch online lernen Interaktive Übungen, siehe http://www.deutsch.or.at/

6

Alle Schulstufen Deutsch lernen mit Bildwörterbüchern siehe Hueber-Verlag, Langenscheidt-Zeig mal, Situationsbilder-Wimmelbilder, Ausmalbilder im Materialpool

7

Alle Schulstufen Deutsch lernen siehe „Deutschlandlabor“/ Filme

8

Weiterführende Schule Willkommen – Sprachführer siehe Goetheinstitut

9

Weiterführende Schule Flüchtlinge siehe Themenblätter im Unterricht Nr 169, BPB

10

Weiterführende Schule Handlungsfeld Unterricht Interaktive Übungen, siehe http://willkommen.zum.de/wiki/Unterricht

11

Weiterführende Schule Flüchtlinge brauchen unsere Solidarität siehe Unterrichtsskizze Misereor

12

Weiterführende Schule Lernspiele online siehe Amira, Planet-Schule u.a., siehe Materialpool

13

Weiterführende Schule Apps – mit Apps lernen siehe „AnerkennungsApp“, „Alphamar“, „DaGür“, „Pons“, „WhatsGerman“ ua., siehe auch Materialpool

14

Weiterführende Schule Mediennutzung – Audio-Bild-Wortschatz siehe http://www.languageguide.org/german/vocabulary/electronics/

15

Weiterführende Schule Mein Medienalltag siehe Broschüre Medienalltag im Materialpool

16

Weiterführende Schule Medienkompetenz Handys, Smartphones, Apps, siehe Broschüre MPFS

17

Weiterführende Schule Medienkompetenz – Der Umgang mit WhatsApp und Sicherheitseinstellungen siehe Broschüren von Safer Internet im Materialpool

18

Weiterführende Schule Medienkompetenz – Der Umgang mit Suchmaschinen siehe Unterrichtseinheiten von Knicksafe im Materialpool

19

Weiterführende Schule Learningapps Interaktive Übungen, siehe http://learningapps.de

20

Weiterführende Schule – Oberstufe Integration im Klassenzimmer siehe UE Zeit für die Schule

21

Weiterführende Schule – Oberstufe Fluchtursachen und Wege siehe Unterrichtsskizze Misereor

Unterrichtsreihen und Unterrichtsthemen zu den Aspekten „Medienkompetenz und Jugendmedienschutz“

Module

Hauptmodule

1

Intensivklassen

InteA-Klassen

Wie gehe ich mit meinen und fremden Daten um? Persönlichkeitsrechte, Datensicherheit und Urheberrecht

2

Intensivklassen

InteA-Klassen

Die Digitale Kultur – Kommunikation im Umgang mit Gleichaltrigen in der Fremde

3

Intensivklassen

InteA-Klassen

Wissen schaffen – Ein Einblick in die Nutzung von Suchmaschinen

4

Intensivklassen

InteA-Klassen

Das Smartphone – Hilfe im Alltag und seine sinnvolle Nutzung

5

Intensivklassen

InteA-Klassen

Chancen und Risiken sozialer Netzwerke

Zusatzmodule

6

Intensivklassen

InteA-Klassen

Computerspiele und Gewaltdarstellungen

7

Intensivklassen

InteA-Klassen

Medien für die persönliche, wirtschaftliche und soziale Integration nutzen

8

Intensivklassen

InteA-Klassen

Politik und Gesellschaft in Deutschland und in Krisenregionen und deren Darstellung in den Medien

9

Intensivklassen

InteA-Klassen

Grundwerte unserer Gesellschaft – Wie gehen wir damit um?

10

Intensivklassen

InteA-Klassen

Gewalt weltweit und Friedensstrategien